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Der Bezirk Jakomini

Caspar Andreas von Jacomini begründete an der Wende vom 18. zum 19. Jh. eine bald nach ihm benannte Vorstadt südlich der Altstadt. Zuvor gab es hier kaum erwähnenswerte Bauten, sieht man vom Kloster in der Münzgrabenstraße und von der bürgerlichen Schießstätte (siehe Schießstattgasse) ab. Auch ein nicht ganz geklärtes Kroatendörfl hatte sich im 17. Jh. südlich der Altstadt befunden. 1849 kam es im Rahmen der Neuordnung der politischen Verwaltung im Schloßweiler Harmsdorf zu einer Abstimmung, ob man weiterhin zu Graz gehören wollte. Alle 49 Grundbesitzer stimmten für Graz. Dies war übrigens die einzige Befragung, die über die Zugehörigkeit zu Graz jemals stattfand.

Die alte Ausfahrtstraße nach Südosten war die Münzgrabenstraße. 1673 wurde hier, weit außerhalb der Stadt der Grundstein für ein Kloster der Unbeschuhten Augustiner gelegt. Der dritte Prior war hier der berühmte Prediger Abraham a Santa Clara. 1807 übernahmen die Dominikaner das Kloster, die es bald an die Jesuiten weitergaben. Diese mußten 1848 der Revolution weichen und 1857 kehrten die Dominikaner zurück. Die kriegszerstörte Kirche ist nun nicht mehr der hl. Anna, sondern als Neubau dem Unbeflekten Herzen Mariä geweiht.

Die neue Ausfahrtsstraße nach Süden ist, besonders seit der Fertigstellung der Autobahn (Graz -Gleisdorf 1969), die Conrad-von Hötzendorf-Straße. Conrad ist hier übrigens der Familienname und nicht der Vorname des Feldmarschall aus dem I. Weltkrieg. Die Straße ist eine typische Geometerstraße aus der Mitte des 19. Jhs. und wurde bis 1935 (Äußere) Jakoministraße genannt. An dieser Straße entstand 1873 der Bahnhof der königlichen ungarischen Westbahn, den wir nun als Ostbahnhof bezeichnen. Mit dem Hauptgebäude und dem Lokomotivenheizhaus (heute eine Busgarage) stellt der Bahnhof eine eisenbahnhistorische Kostbarkeit dar. Die Grazer Messe hat ihr Aussehen seit der Gründung an diesem Ort (1880) mehrfach verändert. Dazu hat nicht nur die Konjunktur der Messe, sondern haben auch die Bomben beigetragen. Östlich der ehemaligen Industriehalle lag eine Radrennbahn und in Richtung Moserhofschlößl (nun Messeschlößl) die Grazer Trabrennbahn. Erst in den Nachkriegsjahren wurde dieses Gelände in den Messebetrieb einbezogen. Für Fans des SK Sturm: Beim ersten Spiel am Traditionsplatz (1921) siegten die Grazer über den SAK 14:0. Nach Plänen aus dem Jahr 1942 hätte das Messegelände samt Umfeld einem riesigen Gauzentrum weichen sollen.

Bei der Zählung 1934 erreichte der Bezirk mit 32.700 Bewohnern seine Höchstzahl. Während der Norden von Jakomini an die gründerzeitlichen Baumuster der Inneren Stadt anschließt, prägen neuere Siedlungen und Villen den Süden. Größere Teile des Bezirks werden durch die Technische Universität (Bauten ab 1928) und das Betriebsgelände der Stadtwerke geprägt.

Verfasser der Bezirkschronik Prof.Dr.Karel Kubinzky
Alte Bilder "Sammlung Kubinsky"

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